Kompetenzorientierung
„Erstes und letztes Ziel unserer Didaktik soll es sein, die Unterrichtsweise aufzuspüren und zu erkunden, bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen, die Schüler dennoch mehr lernen.“
Johann Amos Comenius (1592-1670), der Begründer der neuzeitlichen Pädagogik, beschrieb auf diese Weise das Verhältnis der Lehrkunst (Didaktik) zur Lernkunst (Mathetik). Ganz offensichtlich hatte bereits er jene Schieflage identifiziert, die nicht selten und nach wie vor schulischen Unterricht kennzeichnet.
Im Zuge der wissenschaftlichen Prägung schulischer Bildung vor allem durch das von Wilhelm von Humboldt (1767-1835) geprägte Bildungsideal hat sich mehr und mehr ein Primat der Didaktik vor der Mathetik entwickelt, in dessen Folge die Schule zur Lehranstalt degenerierte. Comenius jedoch steht für eine mathetische Wende ein. Ihm ist es daran gelegen, dass die Schule (wieder?) zu einem Lernhaus wird.
In dieser Linie versteht sich das Konzept des kompetenzorientierten Unterrichts, wie es hier vertreten wird. Es erfordert von den Lehrenden einen didaktischen Perspektivenwechsel, bei dem die besondere Aufmerksamkeit im Lehr-Lern-Prozess vor allem dem Lernen der Schülerinnen und Schüler gilt. Entschieden ist es, dieses "Lernen sichtbar [zu] machen" (John Hattie).
Damit ist in erster Linie eine didaktische Haltung der Lehrenden gefordert, welche danach fragt, was dem Lernen der Schülerinnen und Schüler dient und zugleich diese als Subjekte ihres Lernens ernstnimmt.
Kompetenzorientierter Unterricht ist immer auch ein Weg, der im Gehen entsteht. Je mehr die Lehrenden ihre Lehre als Ermöglichung, Unterstützung und Begleitung des Lernens gestalten, desto mehr werden sie ihren Unterricht öffnen und die Lernenden zum aktiven Kompetenzerwerb befähigen. In diesem Sinne ist die Kompetenzorientierung als didaktische Haltung eine Konkretisierung der seit Jahren geforderten Schülerorientierung.
Mathetisch unterrichtende Lehrerinnen und Lehrer werden aus ihrem professionellen Habitus heraus prozessorientiert „navigieren“ und dabei die folgenden zehn didaktischen Maximen situationsadäquat im Blick haben. Auf der Basis ihrer fachlichen Kompetenz
Jan Amos Comenius (1592-1670)
Copyright © 2023 webkonturen | Impressum | Datenschutz